45. Duisburger Akzente „FAMILIENBANDE“ 01.03. - 24.03.2024

Das Filmprogramm der 45. Duisburger Akzente im filmforum

Was bindet und verbindet uns?
Mit leiser Freude am Klischee lässt sich sagen: Die Familie ist es, die die Welt im Innernsten zusammenhält. Was aber hält die Familien im Innersten zusammen? Die 45. Duisburger Akzente suchen mit dem Leitmotiv „Familienbande“ nach Antworten. Das Filmprogramm zum Kulturfestival setzt selbst einen Akzent, und zwar mit der Betonung auf den zweiten Teil des Stichworts: „Bande“.
Dieses Band kann verbinden, fesseln, sich bis zum Zerreißen spannen und sich tatsächlich lösen. Diese Dynamik hat das Kino schon immer fasziniert. Bereits 1923 übersetzte Regisseur Gerhard Lamprecht den Jahrhundert-Roman von Thomas Mann DIE BUDDENBROOKS fürs stumme Kino. Filme, die Familien zu Hochzeiten oder Todesfälle zusammenbringen, sind seither ein eigenes Genre.
Nur leicht variierend führt der Taiwanese Ang Lee in DER EISSTURM die Verwandtschaft an einem Thanksgiving-Wochenende zusammen. Mit einem Augenzwinkern steht Francis Ford Coppolas DER PATE aus dem Jahr 1972 für diese Spielart. Die „Familie“ des Mafiosi Don Vito Corleone trifft sich zu Beginn des Films bei einer Hochzeit. Dort werden Angebote vorbereitet, die nicht abgelehnt werden können.
Das mit drei Oscars ausgezeichnete Meisterwerk passt in die Akzente-Reihe. Sie befasst sich vor allem mit der Textur des Familienbands: Woraus ist der wärmende Stoff, die Kette, die elastische Fessel, das Sicherungsseil gefertigt? In DER PATE verweben sich Loyalität, Abhängigkeit und landsmannschaftliche Bindung in der fremden Heimat Amerika. Ang Lee testet die Haltbarkeit von Konvention und Sitte angesichts der zerrenden Winde der sexuellen Revolution Anfang der 1970er Jahre. Hitchcocks PSYCHO erinnert daran, dass Nervenenden im Gehirn sich zu so etwas wie Familien(wahn)sinn sehr ungesund verschalten lassen.
Die Sehnsucht nach Anerkennung und Liebe ist eine der bindenden Kräfte in Elia Kazans legendärer (wegen James Dean) Verfilmung von John Steinbecks Familienroman JENSEITS VON EDEN (1955). Dieses Fehlen von Liebe, die Bande zwischen Eltern und Kind, tränkt das Band in Brennesselsaft. Luchino Viscontis neorealistisches Familienepos ROCCO UND SEINE BRÜDER aus dem Jahr 1960 (mit dem jungen Alain Delon) erinnert daran, dass Bande auch harte Bandagen sein können und das nicht nur, weil Rocco zum Boxchampion aufsteigt.
Von der Enge einer Sozialwohnung in Mailand und steifen Leinen zu einem sehr zart gefertigten Stoff, der sich über lange Jahre und weiteste Entfernung als reißfest erweist: der wahren und anrührenden Familienzusammenführung in LION – DER LANGE WEG NACH HAUSE (2016). Ganz ungewöhnlich strukturiert: Die stilbildende Tragikomödie C’EST LA VIE – SO SIND WIR, SO IST DAS LEBEN (2008) von Rémi Bezançon. Fünf Episoden an fünf Tagen innerhalb von zwölf Jahren verweisen auf die einzelnen Fäden des Familienzusammenhalts. Die Familie als Verbund aus Individuen. Und manchmal – so wie im koreanischen Adoptionsdrama BROKER – FAMILIE GESUCHT (2023) ist es die Verbindung selbst, die diese sinnstiftende Gemeinschaft formt. Wasser kann dicker als Blut sein.
Schließlich setzt ENCANTO (2021), ein echter Familienfilm und Teil der Programmreihe Abenteuer Kinderkino, einen formalen und ganz lebensnahen Akzent.

Das gemeinsame Schauen eines Films vermag ein buntes und freudvolles Familienband zu spannen. Mal ausprobieren?

Tickets und Spieltermine zum Akzente-Filmprogramm im filmforum (4.-21.3.2024) unter PROGRAMM & TICKETS

Infos zum gesamten Akzente-Programm finden Sie HIER